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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. uncounted

1852 - Osnabrück : Rackhorst
den meisten Raum zugebilligt erhalten, darnach diejenigen Lander, welche durch politische oder commercielle Bedeutung hervorragen, also Frankreich, Großbritannien, die beiden Indien, die Ver. Staaten, Bra- silien u. a. ■— Insbesondere darf hier über Deutschland noch Folgen- des bemerkt werden. Sowol seine natürl. als auch statist. Verhält- nisse sind ausführlicher dargestellt worden, z. B. die ethnogr. Unter- schiede, welche sich neuerdings so sehr bemerkbar gemacht, die indu- striellen und commerciellen Zustände, soweit sie für Schüler faßlich und nöthig sind, die Land- und Secwehrverfassung. Die bedeuten- deren Bundesstaaten wird man genauer beschrieben finden. Auch dies Mal hat das Kgr. Hannover die umfassendste Behandlung erfah- ren, und ist auch auf die mit demselben zusammengrenzenden Länder mehr Rücksicht genommen worden. Der Berf. hat es sich auch jetzt nicht versagen können, seiner Heimat, dem Osnabrückischeu, und insbesondere den orograph. Verhältnissen derselben einen vielleicht un- verhältnißmäßigen Raum zuzuweisen, was ja wol weder einer Begrün- dung noch auch Entschuldigung bedarf. — Soweit es ihm möglich war, hat der Verf. überall die neuesten Zustände angegeben. In der phys. Geographie ist er vorzugsweise dem trefflichen Lehrbuche v. D. V ölt er (3 B>), in der polit. der 5. Aust, des Vo lg er scheu Handbuches gefolgt. Doch standen ihm sehr viele zuverlässige neuere Data zu Gebote, deren Fundorte nicht wol alle angegeben werden können. Kundigen wird es nicht entgehen, wie z. B. aus Humboldt's Kosmos I., Aus. der Natur und Centralasien, aus Winderlich's Deutschland u.der Zeitschrift „Ausland" viel Neues in das Büchlein übergegangen ist. — Auch in dieser Ausgabe ist vor- zugsweise Bezug genommen auf Stieler's Schulatlas und auf den W a n d a t l a s v. S y d o w, welcher nebst einem Handatlas von ebendems. Verf. die wärmste Empfehlung verdient. — Eine Erläute- rung der Abkürzungen dürfte wol unnöthig sein. — Der Verf. hofft den reichhaltigen Stoff, welchen das Buch bietet, so gestellt zu haben, daß jedem Lehrer in der weiteren Erörterung desselben genügend freie Hand gelassen bleibt. Osnabrück, im Mai 1850. Kormort zur drittln Auflage. ¡38im bot Verbesserungen, die das Buch erfahren bat, soll hier nur die Erweiterung der politischen Geographie, insbesondere der von Preußen, Italien, Belgien, China, erwähnt werden. Osnabrück, im November 1851.

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 17

1858 - Osnabrück : Rackhorst
— 17 neu Zeitrechnungen zu vielen Streitigkeiten und Verwirrungen Anlaß gaben, besonders an Orten, wo Protestanten und Katho- liken untereinander gemischt lebten. So entstanden zu Augsburg große, mehrere Jahre anhaltende Unruhen, die unter dem Namen des Kalenderstreites bekannt sind. So oft man aber auch, wie auf dem Reichstag von 1613, bei den westfalischen Friedens- unterhandlungen 1648, auf dem Reichstage von 1654 und später in die evangelischen Stande dringen mochte, den neuen Kalender des bessern Einverständnisses wegen anzunehmen, wichen sie doch jedesmal aus, weil sie das wiederholte kaiserliche An- sinnen als eine Schmälerung ihrer Majestätsrechte ansahen. Als aber nach dem ryswicker Frieden wegen Kalenderverschiedenheit neue Unruhen in der Pfalz, in Schwaben und an andern Orten auszubrechen drohten, nahmen die evangelischen Stände die Sache in nähere Ueberlegung, und beschlossen nun, besonders auf Be- trieb von Leibnitz und mit Zuziehung des jenaischen Mathema- tikers Erhard Weigel, am 23. September 1699, mit dem nächsten Jahre einen sogenannten verbesserten Kalender einzufüh- ren, nach welchem mit Weglassung von 11 Tagen statt des 19. Februars 1700 sogleich der 11. März gezählt und das Osterfest so lange, bis die Fehler des gregorianischen Kalenders verbessert sein würden, mit Bezug sowohl auf die Nachtgleiche als auf den Vollmond, nach astronomischer Rechnung angesetzt werden sollte. Diesem Beschlüsse der evangelischen Stünde sind gleichzeitig Dänemark und die vereinigten Niederlande und im Jahre 1701 die evangelischen Kantone der Schweiz beigetreten. In England ist der neue Kalender erst im Jahre 1752 und in Schweden 1753 eingeführt worden. Dort ging man vom 2. Sep- tember zum 14., hier vom 17. Februar zum 1. März über. Die Russen und Griechen beharren nunmehr allein noch beim alten Kalender, zählen daher im laufenden Jahrhundert 12 Tage später, als die übrigen christlichen Völker Europa's. Nach D. Völt er. 4. Die Zeitrechnung der wichtiglten Völker. In der gleichförmig fortfließenden Zeit können wir die Theile derselben nicht anders unterscheiden, als durch Begeben- heiten, die in ihnen Vorgehen, und die man daher chronolo- gische Charaktere oder Zeitmerkmale nennt. Diese sind entweder Natur- oder menschliche Begebenheiten. Zur erstern Art gehören die Mondviertel, die Jahrpunkte und die Finsternisse, 2

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 259

1858 - Osnabrück : Rackhorst
259 Volk, wie es ein Land ist. Auf alle Fälle aber überwiegt das Treffliche und Erfreuliche in diesem Gesammtcharakter das Unlieb- same und Abstoßende bedeutend, und mit vollem Rechte werden die Bewohner der Herzogtümer den besten Stämmen der deut- schen Nation zugerechnet. Nach vr. M 0 nj Busch. b. Belgien und Holland. 1. Belgien. Land und Volk. Die südlichen Niederlande (Gallia Belgica, Belgium, la Belgique), die durch ihren Reichthum und ihre Handelsthütigkeit die Macht des burgundischen Hauses begründet hatten, standen seit Karl V. (geboren zu Gent 1500) unter spanischer, dann unter österreichischer, darauf unter französischer Herrschaft, seit 1815 waren sie mit Holland unter dem Namen des Königreichs der Niederlande vereinigt. Die Revolution von 1830 trennte Bel- gien gewaltsam von Holland, 1831 wurde das Königreich Belgien von den 5 Großmächten Europas, aber erst 1839 von Holland anerkannt. Dieser jüngste Staat Europas zählte auf nur 536 H)M. 4,548,507 Einw. (nach der Zählung von 1854); 1,190,656 lebten in den Städten, 3,357,851 auf dem Lande. Die 9 Provinzialhauptstädte hatten zusammen 579/974 Einwohner. Am 31. December 1856 betrug die Volkszahl Belgiens 4,611,066, wovon 1,214,791 in den 86 Städten des Landes und 3,396,275 in den 2445 Landgemeinden wohnten; auf je 119 Bewohner kam 1 Militärperson. In keinem Staate Europas leben die Menschen so dicht zusammengedrängt, wie in Belgien. In den beiden Flandern (Ost- und Westflandern), auf einem Raume von 114 lum. beträgt die Volksdichtigkeit 12,500 Menschen auf die Quadratmeile, in Deutschland durchschnittlich nur 3500, im Regierungsbezirk Düsseldorf, dem am dichtesten bevölkerten des preußischen Staates, 10,166 *). Freilich ist — oder war vor einigen Jahren — in Westflandern der 5. Mensch ein Hülfsbedürftiger, in Ostflandern und Brabant der 7., in Lüttich und Namür der 9., und in der mit Wäldern bedeckten Provinz Luxemburg erst der 60. Mensch. Boden. Von der gesummten Vodenfläche sind etwa 66 Procent als Ackerland und Wiesen der Landwirtschaft gewidmet, 25 Procent mit Holz bestanden oder noch zu Ackerland bestimmt und 9 Procent unbebaut. Belgien ist im Süden gebirgig: Zweige der Ardennen oder Argonnen reichen von Frankreich ins Land ') Vergl. S. 168. 17

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 337

1858 - Osnabrück : Rackhorst
337 und Neid betrachtet, besonders sucht sich der Süden Frankreichs der herrischen Zucht der Hanptstadt zu entziehen. Die Spitze der Centralisation ist die Befestigung von Paris, die unter der Dynastie der Orleans zu einer Lebensfrage erhoben wurde. Thiers äußerte sich unter anderm darüber in seinem damals abgestatteten Berichte also: „Zu diesem Umstand (Berlin liegt von der fran- zösischen Grenze 182 Lienes, auf dem Wege drei große Flüsse und starke Festungen; Wien 216 Lieues über Rhein, Donau, Lech, Inn, Festung Ulm; dagegen Paris kaum 60 Lieues von der Nordgrenze, dazwischen nur Gewässer von geringer Bedeu- tung) kommt noch ein anderer, ganz politischer Natur: Preußen, Spanien, Oesterreich, England sogar, sind nicht so compact wie Frankreich. Unser schönes Land hat einen unermeßlichen Bortheil, es ist aufs innigste vereint. Nie, zu keiner Zeit hat ein so großes Reich eine so vollendete Einheit gezeigt. 36 Millionen Menschen führen auf einem Boden von nicht sehr großer Ausdehnung ein und dasselbe Leben, sie fühlen, denken und sprechen in glei- cher Weise fast zu gleicher Zeit, was man den Einrichtungen der Presse, welche das Wort in wenigen Stunden von dem einen Ende Frankreichs zum andern bringen, sowie den administrativen Mitteln, welche in wenigen Minuten einen Befehl nach den ent- ferntesten Punkten des Landes tragen, verdankt; dieses große Ganze denkt und bewegt sich wie ein einziger Mensch. Frankreich erhält durch dieses compacte Ganze eine Stärke, welche viel größere Reiche, denen das ungeheure gleichzeitige Zusammenwirken fehlt, nicht besitzen. Diese Vortheile hat es aber nur unter der Bedingung eines einzigen Centrums, von dem der gemeinsame Impuls ausgeht und welches das Ganze in Bewegung setzt. Es ist Paris, welches durch die Presse spricht und durch den Tele- graphen Befehle gibt." Es kann nicht geleugnet werden, daß Frankreichs geschlossene Ganzheit hier mit dem geographischen Hochblick des politischen Genies gewürdigt ist, es kann nicht ge- leugnet werden, daß die Portheile der Centralisation im günstig- sten Lichte hervorgehoben sind, aber der Minister-Berichterstatter deckt ohne es zu wollen auch zugleich die ganze Blöße der ge- rühmten Vortheile durch den Zusatz auf: „führt einen Schlag auf dieses Centrum, so fühlt sich Frankreich wie ein Mann, der auf den Kopf getroffen ist." Allerdings soll durch die Befestigung ein solcher Schlag unmöglich gemacht werden, aber ist sie nicht eben das indirecte Bekenntniß wirklich gegründeter Furcht? Ist nicht das befestigte Paris mehr eine stillschweigende Aufforderung für auswärtige Feinde als ein Schreckmittel? Wenn ein Schlag 22

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 406

1858 - Osnabrück : Rackhorst
406 im Durchschnitt 45 Scheffel, in Preußen 23, in Frankreich 20, in Oesterreich 15, in Rußland noch nicht 12. So verschieden ist die Fruchtbarkeit des Bodens und die Höhe seiner Cultur. Die Wertste, welche der Gewerbfleiß schafft, sind in den verschiedenen Ländern folgende: in England 172 Franken auf den Kopf, in Frankreich 110 Fr., in Preußen 1.04, in Oesterreich 68, in Ruß- land 34 Fr. Die Summe der Handelsbewegung ergibt 128 Fr. auf den Kopf in England, 52 Fr. in Frankreich, 28 in Preu- ßen, 17 in Oesterreich und 12 Fr. in Rußland. Rußland, ob- wohl das ärmste europäische Land an Flußverbinduugen, steht auch an Kanälen so sehr zurück, daß Großbritannien (ebenfalls an Flußverbindungen im Verhältniß zu Deutschland arm) deren fast V7 Meile, Preußen und Oesterreich %8 Meile, Rußland da- gegen nur Meile auf die Quadratmeile Oberfläche hat. Großbritannien hat über 2000 (deutsche) Meilen Eisenbahnen, Frankreich über 700, Preußen 400, Rußland etwa 100. Die Sterblichkeit ist in Rußland außerordentlich groß, da schon auf 26 Personen jährlich eine stirbt. Von den Russen griechischen Bekenntnisses stirbt der 45. Theil vor dem 15. Lebensjahre, während gleichzeitig unter 1000 Todesfällen sich nur 116 von Greisen vorfinden. In Preußen sind der Greise auf dieselbe Zahl von Todesfällen 193, in Frankreich 214, in England 270. Von Schülern kommt in Preußen einer auf 67/10 Einwohner, in Großbritannien einer auf 9, in Frankreich auf 11, in Oester- reich auf 14, in Rußland auf 132. Rußlands Macht und Weltstellung. Es sind fast 400 Jahre, daß Iwan Iii., der Befreier Rußlands von der Oberherrschaft der Mongolen, durch sein Ehebündniß mit einer Tochter des byzantinischen Kaisers Emanuel ein Erbrecht auf den Thron von Byzanz erhielt und das Wappen des ostgriechischen Reichs, den zweiköpfigen Adler, zum russischen Wappen machte. Schon Iwan Iv. (1533 bis 1584) erwarb Kasan, Astrachan, Woronesch, Saratow, 1000 Geviertmeilen der kaukasischen Be- sitzungen (Kabardei), das Land der donischen Kosaken urib schlug die Tataren an der Tura. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts zählte Rußland (Großsürstenthum Moskau) etwa 18,000 Qua- dratmeilen; bei Iwans Iv. Tode (1584) umfaßte das Reich schon gegen 100,000 Quadratmeilen. Man sieht, schon vor drei Jahrhunderten war der erste eiserne Ring, der die Türkei um- fassen sollte, ihr um die Glieder geschlagen; von dem Wege nach Georgien, dem Kaukasus und dem schwarzen Meere waren die ersten Hauptpässe gewonnen. Es zog die Slaven des Nordens

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 16

1858 - Osnabrück : Rackhorst
16 feit abgeholfen, denn es bleibt alsdann nur noch eine Abwei- chung von 2 Stunden 42 Minuten vom wahren Sonnenjahr übrig, die erst nach 3550 Jahren wieder einen ganzen Tag ausmachen werden. Dieser verbesserte Kalender heißt der grego- rianische Kalender oder auch der neue Stil, im Gegensatz zum julianischen Kalender oder dem alten Stil. Der Unter- schied zwischen beiden Kalendern ging im Jahr 1700 auf 11 Tage, weil dieses Jahr nach dem julianischen Kalender ein Schaltjahr, nach dem gregorianischen aber ein Gemeinjahr ist. Das Jahr 1800 fing der neue Kalender um 12 Tage früher an, als der alte, und dieser Unterschied dauert durch das ganze 19. Jahr- hundert fort. In beiden folgenden Jahrhunderten beträgt der Unterschied 13 Tage, weil das Jahr 20oo ein in beiden Ka- lendern gemeinschaftliches Schaltjahr ist. Der gregorianische Kalender ist nicht in allen Ländern der Christenheit zu gleicher Zeit angenommen worden; einige christ- liche Völker rechnen jetzt noch nach dem alten Kalender. Der gregorianische Kalender wurde in dem größten Theil Italiens, so wie in Spanien und Portugal, gleich an dem Tage einge- führt, den die Bulle des Papstes festgesetzt hatte. In Frankreich geschah es erst 2 Monate später. Die katholischen Kantone der Schweiz und die katholischen Niederlande traten der Verbesserung 1583, Polen 1586 und Ungarn 1587 bei. In Deutschland kam ste 1582 auf dem Reichstag zu Augsburg zur Sprache. Der Kurfürst August von Sachsen, nachdem er den wegen seiner astronomischen Kenntnisse berühmten Landgraf Wilhelm von Hessen zu Rathe gezogen hatte, erklärte sich dagegen, und die übrigen evangelischen Stände, und Staaten in- und außer- halb Deutschland, folgten seinem Beispiel, theils aus Besorgniß, dem Papste zu viel einzuräumen, theils weil Mästlin und Jo- seph Scaliger nicht ohne Grund die Meinung geltend zu machen gesucht hatten, daß auch die neue Zeitrechnung nicht ganz fehlerfrei sei. Der Kaiser und die katholischen Stände hin- gegen nahmen sie 1583 an. Man pflegte nun in den öffent- lichen Acten den alten und den neuen Kalender oder Stil zu unterscheiden, und bei Verhandlungen zwischen Katholiken und Protestanten das Datum nach beiden anzusetzen. Letztere beharr- ten lange bei ihrer Weigerung, den neuen Kalender anzunehmen. Man besprach sich zwar auf dem Convente zu Rothenburg an der Tauber über diesen Gegenstand, da aber keine Confesston der andern nachgeben wollte, so ging man unverrichteter Sache auseinander. Es konnte nicht fehlen, daß die zwei so verschiede-

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 123

1858 - Osnabrück : Rackhorst
123 germanische Elemente (von den Westgothen und Sueven, Fran- ken und Burgundern, Ostgothen und Longobarden) in sich aus- genommen haben. Solcher Sprachen gibt es hauptsächlich sechs, zwei östliche, die italienische und wallachische, zwei südwestliche, die spanische und portugiesische, zwei nordwestliche, die französische und provenzalische (die Sprache der Troubadours); letztere ist allerdings eine todte Sprache, dagegen hat sich eine andere, die ladinische oder rhäto-romanische in einigen Thälern Graubündens erhalten (vergl. oben unter Schweiz Nr. 3). Der germanische Sprachstamm theilt sich in zwei Zweige, den skandinavischen (dänisch-schwedisch-norwegischen) und deutschen, und letzterer wie- der in zwei, den hochdeutschen und plattdeutschen, welcher im Holländischen, Flämischen (s. unter Belgien) und theilweise auch im Englischen zu eigentlichen Sprachen sich entwickelt hat. Das Englische bildet den Ucbergang von den romanischen zu den germanischen Sprachen, indem die dem Bau nach germanische (plattdeutsche oder niederdeutsche) Sprache mit Romanischem stark versetzt ist (vergl. unter England Nr. 1). Der slavische Sprachstamm zerfällt in 3 Hauptzweige, den westslavischen, wozu die polnische Sprache (s. unter Krakau) und die in Böhmen gesprochene czeschische (spr. tschechische) ge- hören, dann den ostslavischen, die Sprache der eigentlichen Rus- sen, endlich den südslavischen, welcher im südlichen Österreich und in der Türkei gesprochen wird. Wir reden hier nicht von allen übrigen Sprachen Europas, deren man im ganzen 53 zählt, noch weniger von den zahl- reichen Dialekten, die namentlich in Deutschland in ganz be- sonderer Mannigfaltigkeit auftreten. Welcher Dialekt der beste und wohlklingendste sei, darüber ist man in Deutschland, wie anderswo selten einig; für das beste Hochdeutsch hält man meist dasjenige, welches von der speciellen Mundart einer einzelnen Provinz sich am meisten entfernt. Demnach wird nicht in Dresden — »in Trähsen, wo tas peste Teitsch geredt wert" — sondern in Norddeutschland, namentlich in Hannover und Celle das Hochdeutsche am reinsten gesprochen. »In Celle," sagt C. Andree, »ist es voll, rund, wohltönig, ungeziert, ohne Dialekt, und aus dem Munde einer schönen Frau ist es geradezu lingua toscana in bocca romana“ (s. unter Florenz). Bekanntlich bildet aber in Norddeutschland noch jetzt das Sassische, das sogenannte Platt- oder Niederdeutsch die Sprache der überwiegenden Mehr- zahl des Volkes. Es reicht in seinem Stammlande (die Nieder- lande abgerechnet) von den Gebirgen, welche sich zwischen der

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 335

1858 - Osnabrück : Rackhorst
335 päischen Staaten, der erste Gedanke zu einer Art von europäischem Staatensysteme, wurde ihm durch die Weltlage Frankreichs ein- gegeben. Diese Vortheile seiner centralen Lage hat Frankreich noch einmal unter der Kaiserherrschaft Napoleons geltend gemacht. Sein Kampf gegen Rußland führte den slavischen Stamm voll- ständig in die Geschichte Europa's ein. Seit dieser Zeit ist nicht mehr Frankreich, sondern Deutschland die Mitte des Continents, welches mit jenem die berührten Vortheile gemein hat, aber außerdem, nicht wie jenes, nur die thalasstsche und oceanische Seite vermittelt, sondern mit diesen auch die conti- nentale. Deutschland ist die räumliche wie historische Mitte zwischen der romanischen, der germanischen und der slavischen Völkerfamilie. Frankreich, zwischen dem 41. und 51. Breitengrad gelegen, vermittelt die romanische oder Südseite mit der germanischen oder Nordseite des Erdtheils und besitzt dieser Weltlage entspre- chend jenes gemäßigte Klima, in welchem sich unter Betheili- gung oceanischer Einwirkungen die klimatischen Gegensätze aus- gleichen, mit alleiniger Ausnahme des thalassischen Strichs, wel- cher entschieden südlichen Charakter hat. Unter Frankreichs Pro- ducten sind die Rebe, der Oelbaum und der Maulbeerbaum ihm vor andern Ländern in vorzüglicher Güte und Menge eigen; die Seide von Lyon, das Del aus der Provence, die Weine von Bordeaux, aus der Champagne und Burgund sind Gegenstände des Welthandels. Die Flora ist bei weitem ergiebiger als die Fauna, nur an Nutzholz, besonders zum Schiffbau, gebricht es; übrigens heißt Frankreich das Obstland von Europa. Die größeren Zug- und Lastthiere werden nicht in hinreichender Menge gezogen, die französische Cavallerie z. B. kann zumeist nur mit eingeführ- ten Pferden beritten gemacht werden. Die Bodencultur wird nicht nachhaltig genug betrieben, weil ihr die Durchdringung mit der Viehzucht, anderntheils die nöthige Erleichterung und Förderung durch hinlängliche Communication im Innern fehlt. Selbst die Flußbahnen sind bei dem Mangel gehöriger Einmündungen häu- figen Ueberschwemmungen ausgesetzt. Auch der Bergbau ist noch eines großen Aufschwungs fähig, indem er bei weitem nicht mit der gehörigen Ausdauer betrieben wird. Die Erzeugnisse des Ge- werbfleißes, bekannt durch ihre Güte und geschmackvolle Darstel- lung, bilden die Grundlage des französischen Handels und haben Frankreich, insbesondere Paris, zur Modemacht in Europa erheben helfen. Gleichwohl könnten sich Frankreichs Culturverhältnisse bei der Beschaffenheit seiner Weltlage, seiner klimatischen Bestimmt- heit und seiner Bodenerzeugnisse viel günstiger gestalten, wenn

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 405

1858 - Osnabrück : Rackhorst
405 brittischen und dem chinesischen Reiche zurück. Man schätzt ge- wöhnlich die Gesammtbevölkerung auf 65 Millionen, wovon mehr als 52'/2 Mill. auf Europa und nur 62,000 auf das russische Amerika (Gebiet Sitka von 17,500 O)M.), die übrigen also auf Asien fallen. Don dieser Gesammtbevölkerung gehören 49 Mill. zur orthodoxen (d. h. russisch-orientalischen) Kirche; es gibt also 16 Mill. Nichtorthodoxe, darunter 7% Mill. römische Ka- tholiken (in Polen allein 4,700,000), 3l/2 Mill. Protestanten, 2,400,000 Muhamedaner, 1.200,000 Juden, 1 Mill. armenisch- gregorianische und armenisch-katholische Christen und 600,000 Heiden. Nach der Abstammung zerfallt die Bevölkerung in 33 Mil- lionen Großrussen, 11,200,000 Kleinrussen (Ruthenen), 3,600,000 Weißrussen und Letten, Lithauer und Polen 7 Mill., Deutsche 600,000, Grusier und Armenier 2 Mill. u. s. w. — Leibeigene gibt es (ohne die Kronbauern) gegen 22 Mill. Nach der letzten Volkszählung jedoch, welche bald nach dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers im Jahre 1856, also bald nach Beendigung des Krieges mit England und Frankreich stattfand, betrug die Ein- wohnerzahl des russischen Reiches nur 63 Millionen. Darunter figuriert der russische Klerus mit der Ungeheuern Zahl von 510,000 Seelen, die Geistlichkeit der tolerierten Culte d. h. der bloß ge- duldeten Religionen mit 35,000 Seelen, der Erbadel mit 540,000, der Beamtenadel mit 155,000, der niedere Bürgerstand ein- schließlich der verabschiedeten Soldaten mit 425,000, die Frem- den mit 40,000, die verschiedenen Kosakencolonien am Ural, dem Don, der Wolga, dem schwarzen Meere, dem Baikalsee, die regulären Baschkiren und Kalmücken mit 2 Mill., die Städte- bewohner (untere und mittlere Classen) mit 5 Mill., die Land- bevölkerung mit 45 Mill., die nonmdischen Stämme mit l/2 Mill. Die Volkszählung bei der Thronbesteigung des Kaisers Nicolaus (1825) ergab nur 51 Millionen. Uebrigens soll eine genaue Zählung der Frauen in Rußland noch nie stattgefunden haben. Nach dem russischen Handbuch der Statistik von Roslayski- Petrowski, Professor zu Charkoff (1857), ist Rußland 31 mal so groß wie Frankreich und 39mal so groß wie Oesterreich, oder wie England und Preußen zusammengenommen. Unbebautes Land gibt es in Rußland 20 Procent, in Oesterreich 16, in England (d. h. mit Irland und Schottland) 12, in Preußen 8v2, in Frankreich 7 Procent der Gesammtoberfläche. In Ruß- land kommen 6*/., in Oesterreich und Preußen 12/5, in Frank- reich 1 % und in England 3/4 Dessätinen fruchtbaren Bodens auf die Person. Eine Dessätine (über 4 Morgen) gibt in England

10. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 60

1900 - Osnabrück : Rackhorst
Go den entschädigt, indem ihnen Bistümer, Klöster, freie Städte sowie die Länder der Grafen und Barone überlassen wurden. Auch das Bistum Osnabrück verlor damals (1803) seine Selbständigkeit; es kam zu Hannover. Die noch bestehenden Kloster und Stifter (wie das Dom- kapitel) wurden aufgehoben und deren Vermögen vom Staate einge- zogen. Das Amt Meppen erhielt damals der Herzog von Arenberg. 3. Die Franzosen besehen Hannover. Napoleon Bonaparte hatte alle übrigen Feinde Frankreichs besiegt, nur dem seebeherrschenden England vermochte er nicht beizukommen. Um sich an dem englischen Könige zu rächen, sandte er ein Heer in das Kurfürstentum Hannover. Die han- noversche Regierung hatte für die Verteidigung des Landes nichts ge- than. Das schwache französische Heer zog über Bentheim, Quakenbrück und Diepholz; schon in Sulingen kamen ihm Abgesandte des Mini- steriums entgegen, die einen schmachvollen Vertrag schlossen: das han- noversche Heer wurde entwaffnet und entlassen, das ganze Land den Franzosen schutzlos preisgegeben. Biele hannoversche Soldaten flüchteten nach London und bildeten den Stamm der englisch-deutschen Legion, die sich im Kampf gegen die Franzosen in Spanien hohen Ruhm erworben hat. Die französischen Truppen mußten von den Hannoveranern aufs beste verpflegt, gekleidet und ausgerüstet werden; sobald dies geschehen, wurde das Besatzungsheer durch ein anderes abgelöst, das sich ebenso versorgte. Die Offiziere erzwangen für sich wertvolle Geschenke an Pferden, Wagen, Leinen und Goldsachen. So lange sich Käufer fanden, wurde der reiche Bestand unserer Wälder abgetrieben, die schönsten Hirsche, Pferde, Gemälde sowie das reiche Jagdgerät des Königs nach Paris geschickt. Auch unser Bistum war dicht mit Einquartierung be- legt, die sich arge Erpressungen erlaubte, so daß die Bauern in Benne und Hagen sich mit Waffengewalt widersetzten. Dazu kamen noch die lästigen Durchmärsche. — Napoleon ließ sich 1804 zum Kaiser der Franzosen krönen; als er im folgenden Jahre einen neuen Krieg mit Österreich und Rußland begann, verließ die französische Besatzung unser Land, das sie 29 Monate ausgesogen hatte. 51. König Friedrich Wilhelm Iii.; 1797—1840, 1. Glückliche Jahre. König Friedrich Wilhelm Hi. führte mit seiner Gemahlin, der Königin Luise, ein echt deutsches und christliches Familienleben. Sie nannten sich gegenseitig nicht „Majestät", wie es damals an den Höfen Sitte war, sondern redeten sich wie einfache Bürgersleute mit „Du" an. Am liebsten weilten sie ans ihrem Land- gute Paretz bei Potsdam in einem einfachen Landhause. Dort ver- kehrten sie mit den Landleuten; am Erntefeste nahmen sie sogar am Tanze teil, und die Königin verteilte unter die Kinder Geschenke. Fürchteten die Kleinen, übersehen zu werden, so riefen sie: „Mir auch was, Frau Königin!" Die Prinzen durften sich im Schloßgarten nach Herzenslust tummeln. Die beiden ältesten hießen Friedrich und Wilhelm; beide haben später die preußische Königskrone getragen, Wilhelm hat das deutsche Kaiserreich wieder ausgerichtet. 2. Schlacht bei Jena. Gegen seinen Willen wurde der König in Krieg verwickelt. Nachdem Napoleon Österreich und Rußland besiegt
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